Kooperative Nahwärmeversorgung im Quartier

 

Das SInBa-Projekt unterstützt und begleitet Eigentümer*innen und Mieter*innen in der Elberfelder Nordstadt, die sich als Arbeitsgruppe „Wärmewende im Quartier“ selbst organisieren, um gemeinschaftliche Lösungen für die Energie- und Wärmeversorgung ihrer häufig denkmalgeschützten Gebäude zu finden. Der Fokus liegt hierbei auf einer möglichen Nahwärmelösung am Ölberg.

Auf welches Problem suchen wir eine Antwort?

Wuppertal hat einen überdurchschnittlich alten Gebäudebestand und eine hohe Denkmalschutzquote. Dies gilt insbesondere für die Quartiere entlang der Talachse – so auch für die Elberfelder Nordstadt. Ein sehr hoher Anteil der Wohngebäude wird derzeit noch mit Gas beheizt. Zudem befindet sich die Mehrheit der Wohngebäude im Eigentum von Privatpersonen oder Wohneigentümergemeinschaften (WEG).

Nahwärmenetze können in ebensolchen Bestandsquartieren eine besondere Rolle einnehmen, da aufgrund des Denkmalschutzes Mindesteffizienzstandards für den wirtschaftlichen Betrieb dezentraler Lösungen kaum erreicht werden können und aufgrund der verdichteten Bauweise nur wenig Fläche für die Wärmeerzeugung zur Verfügung steht. Angesichts der kleinteiligen Eigentumsstruktur erfordern gemeinschaftliche Wärmelösungen dabei ein hohes Maß an Koordination und Kooperation.

Arbeitsgruppe „Wärmewende im Quartier“

In der Arbeitsgruppe „Wärmewende im Quartier“ (AG Wärmewende) tauschen sich Immobilieneigentümer*innen und Bewohner*innen der Wuppertaler Nordstadt aus und vernetzen sich. Im Vordergrund steht die Frage, wie die überwiegend denkmalgeschützte Altbausubstanz klimaneutral werden kann. Im Vordergrund steht dabei die Energie- und Wärmeversorgung.

Weitere Informationen finden Sie hier.

Was ist das Ziel der Intervention?

Die AG Wärmewende plant die Erstellung einer Machbarkeitsstudie für ein Nahwärmenetz und wird durch das SInBa-Projekt auf diesem Weg unterstützt (z.B. Aktivierung von Eigentümer*innen, Erfahrungsaustausch mit anderen Nahwärmeprojekten). Zudem werden Betriebs- und Geschäftsmodelle ausgelotet, die für die Trägerschaft eines Nahwärmenetzes in Frage kommen. In Rückkopplung mit der kommunalen Wärmeplanung wird ein Transfer in andere Quartiere in Wuppertal angestrebt, die für eine Nahwärmeversorgung in Frage kommen.

Wie trägt die Intervention zum klimaneutralen und klimagerechten Bauen und Wohnen bei?

Sollte sich die Nahwärmelösung als ein gangbarer Weg herausstellen, erhöht dies die Handlungsoptionen für eine klimaneutrale Wärmeversorgung in Bestandsquartieren. Am Beispiel des Ölbergs lässt sich lernen, wie deren Umsetzung auch in stark verdichteten Bestandsquartieren mit heterogener Eigentumsstruktur gelingen kann.

Wohngebäude mit Baujahr vor 1919
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denkmalgeschützte Wohngebäude
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Wohngebäude, die mit Gas beheizt werden (in %)
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Wohngebäude im Eigentum von Privatpersonen und WEG (in %)
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Was ist das sozial Innovative?

Wärmeversorgung wird hier gemeinschaftlich, d.h. über das einzelne/eigene Gebäude hinaus, gedacht (anders denken). Die Eigentümer*innen organisieren sich aus eigenem Antrieb selbst und zeigen damit auf, wie ein Wandel auch trotz kleinteiliger Eigentumsstruktur gelingen kann. Bereits in der Planungsphase kommt er hierbei auf neue Formen der Zusammenarbeit – auch mit der Stadt und dem Energieversorger – an (anders organisieren).

Welche Verwaltungsinnovationen werden angestoßen?

Die Kommunale Wärmeplanung stellt ein neues kommunales Handlungsfeld dar, das die Tätigkeit verschiedener städtischer Ressorts berührt. Die Intervention bietet die Gelegenheit die Zusammenarbeit zwischen den Ressorts für Stadtentwicklung und Städtebau sowie für Klima und Nachhaltigkeit mit Blick auf die Entwicklung von Bestandsquartieren zu stärken. Zudem wird ausgelotet, wie die Kommune die nachbarschaftliche Selbstorganisation unterstützen kann.

Wo stehen wir gerade?

Die Erprobung der kooperativen Nahwärmeversorgung im Quartier knüpft an die Selbstorganisation der Eigentümer*innen an. Zudem erfolgt eine enge Rückkopplung mit der Kommunalen Wärmeplanung. Um den Gesamtprozess verständlich zu machen, weist der Zeitstrahl auch Ereignisse auf, die nicht unmittelbar oder ausschließlich dem SInBa-Projekt zuzuschreiben sind.

August 2023 - Gründung der AG Wärmewende

Im August 2023 haben sich Eigentümer*innen und Mieter*innen aus der Elberfelder Nordstadt zusammengeschlossen, um gemeinsam Lösungen für eine klimaneutrale Energie- und Wärmeversorgung ihrer oft denkmalgeschützten Gebäude zu finden. Ihre Motivation beschreiben Sie wie folgt: „Die Ausgangslage in einem sehr dicht besiedelten Stadtgebiet mit einer hohen Anzahl an denkmalgeschützten Häusern und einem langjährigen Sanierungsstau ist herausfordernd. Unterschiedliche Lösungen für nachhaltige Energie und Heizsysteme müssen kombiniert werden, um die Energie- und Wärmewende in der Nordstadt zu gestalten. Wir wollen eine Dekarbonisierung mit der Abschaffung von Öl, Gas und Kohle für unsere Energie- und Heizsysteme weit vor 2045 erreichen und dabei bei uns selbst anfangen.“ (Quelle: https://oelberg-eg.de/warme-und-energiewende/)

Im März 2024 hat die AG Wärmewende eine Petition gestartet, die eine Erleichterung bei der Errichtung von Solaranlagen auf denkmalgeschützten Gebäuden fordert. Rund 1850 Personen haben die Petition unterzeichnet. Weitere Informationen finden Sie hier: https://oelberg-eg.de/2024/03/09/petition-fuer-solaranlagen-im-denkmalgeschuetzten-quartier/

Wie alle Großstädte in Deutschland muss die Stadt Wuppertal bis Juni 2026 eine Kommunale Wärmeplanung erstellen, die Wege für eine klimaneutrale Wärmeversorgung des Gebäudebestandes bis 2045 aufzeigt. Die Wuppertaler Stadtwerke (WSW) haben im September 2024 gemeinsam mit greenventory und der Agentur Blumberg mit der Bearbeitung begonnen. Weitere Informationen zur kommunalen Wärmeplanung finden Sie hier: https://www.wuppertal.de/microsite/klimaschutz/effiziente-nachhaltige-klimagerechte-gebaeude/weitere-inhalte-effiziente-nachhaltige-klimagerechte-gebaude/kommunale-waermeplanung-aktuell.php