PReHeaT 

Pre- und Reboundeffekte beim Heizverhalten von Transferleistungsempfänger*innen

Das SInBa-Projekt untersucht am Beispiel des Wohnparks Schellenbeck das Heizverhalten von Transferleistungsempfänger*innen, um der Wohnungswirtschaft zu helfen, zielgerichteter auf die Bedürfnisse der Zielgruppe eingehen zu können und um kommunalen Grundsicherungsträgern Impulse für die Ausgestaltung der Kosten der Unterkunft zu geben.

Auf welches Problem suchen wir eine Antwort?

Wir wissen bereits heute recht gut wie sich das Heizverhalten auf den Energieverbrauch von Haushalten auswirkt. Als Daumenregel gilt: Jeder Grad mehr an Raumtemperatur erhöht den Energieverbrauch um rund 6 Prozent. Wir wissen auch, dass das Heizverhalten vom Haushaltseinkommen abhängig ist. Einkommensschwache Haushalte versuchen bspw. im unsanierten Altbau Kosten zu sparen indem etwa nicht alle Räume beheizt werden (Preboundeffekt). Umgekehrt entsteht nach energetischen Sanierungen häufig ein Effekt bei dem die berechneten Energieeinsparungen aufgrund geänderten Heizverhaltens nicht erzielt wird (Reboundeffekt).

In Deutschland existiert für Tranferleistungsempfänger*innen (SGB II/XII) eine besondere Situation, da deren Heizkosten (vor/nach energetischen Sanierungen) in voller Höhe übernommen werden, sofern sie angemessen sind. Es ist jedoch unklar, wie sich diese Rahmenbedingung auf das Heizverhalten und damit den Heizenergieverbrauch/-kosten auswirkt.

Bedarfsgemeinschaften nach SGBII (Wohnungsmarktprofil der NRW Bank, 2023)
0
reine Wohngeldhaushalte (Landesdatenbank NRW, 2023)
0
geförderte Mietwohnungen (Wohnungsmarktprofil der NRW Bank, 2023)
0
durchschnittliche Miete bei Wiedervermietung im Bestand in € pro m² (Wohnungsmarktprofil der NRW Bank, 2023)
0

Was ist das Ziel der Intervention?

Zusammen mit der gwg wuppertal soll das Heizverhalten von Transferleistungsempfänger*innen untersucht werden. Die energetische Sanierung des Wohnparks Schellenbeck bietet hierzu eine gute Gelegenheit, da Heizverbräuche vor und nach der Sanierung ausgewertet werden können. Es soll dabei sowohl darum gehen, besser zu verstehen, wie sich das Heizverhalten zwischen Haushalten mit und ohne Transferleistungsbezug unterscheidet, als auch um die Frage, wie sich das Heizverhalten nach einer energetischen Sanierung verändert. Darüber hinaus wollen wir durch gezielte Interventionen zum Zeitpunkt des Ein- bzw. Rückzugs in die sanierte Immobilie Einfluss auf das Heizverhalten von Transferleistungsempfänger*innen nehmen.

Wie trägt die Intervention zum klimaneutralen und klimagerechten Bauen und Wohnen bei?

In Wuppertal leben rund 23.000 Bedarfsgemeinschaften deren Heizkosten vom Grundsicherungsträger übernommen werden, sofern diese angemessen sind. Da diese Angemessenheitsgrenzen recht hoch sind, besteht kein relevanter Anreiz zur Energieeinsparung. Gelingt es jedoch durch soziale Innovationen Anreize zu schaffen, besteht hier ein signifikanter Hebel zur Reduzierung von Treibhausgasen.

Die übernommenen Heizkosten belaufen sich im SGB II auf rund 24 Mio. Euro jährlich. Sinkende Verbräuche entlasten somit den kommunalen Haushalt und geben Gestaltungsspielraum, die Zielgruppe besser zu fördern.

„Wohnpark Schellenbeck“

Als im Jahr 1968 die Agnes-Miegel-Siedlung bezugsfertig war, galten die vier Hochhäuser und die zehn dreistöckigen Bauten als modernste Architektur – über 50 Jahre ist das nun schon her. Nun wird es Zeit, die Zukunft einzuläuten. Mit der anstehenden Modernisierung wird das Ziel verfolgt, das Quartier gemeinsam mit den Mieter:innen in eine nachhaltige Zukunft zu führen. Der Energieverbrauch der Häuser soll deutlich reduziert werden. Das wird durch durch eine energetische Sanierung der Fassaden, die Installation von Dachbegrünungen und Photovoltaikanlagen sowie die Erneuerung der Energieversorgung und technischen Infrastruktur innerhalb der Gebäude erreicht. Langfristig werden die baulichen Veränderungen zur Steigerung der Attraktivität des Quartiers beitragen – und damit für unsere Mieter:innen zu einer Erhöhung der Lebensqualität.

Mehr Informationen finden Sie hier.

Was ist das sozial Innovative?

Wir widmen uns mit der Intervention einer Zielgruppe, die bislang wenig beforscht ist und erhöhen damit deren Sichtbarkeit und rücken deren Bedürfnisse stärker in das öffentliche Bewusstsein (anders denken). Idealerweise können die Erkenntnisse helfen, die Ausgestaltung sozialer Sicherungssysteme wie die Kosten der Unterkunft weiterzuentwickeln (anders machen).

Welche Verwaltungsinnovationen werden angestoßen?

Es erfolgt eine Sensibilisierung für die Zusammenhänge zwischen dem baulichen Erfordernis der energetischen Sanierung, dem Heizverhalten der Bewohner:innen und der Verwaltungspraxis bei der Berechnung der Kosten der Unterkunft. Aus den empirisch fundierten Erkenntnissen können sich neue Handlungsoptionen im Umgang mit den Kosten und Nutzen energetischer Gebäudesanierungen ergeben.

Wo stehen wir gerade?

Anfang 2025
Start der Intervention
Oktober 2024
Überreichung des Förderbescheids für die Sanierung des Wohnparks Schellenbeck

Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen, hat der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft Wuppertal („gwg“) einen Förderbescheid in Höhe von 13,2 Millionen Euro überreicht. Das Geld fließt in das umfangreiche Modernisierungsprojekt „Wohnpark Schellenbeck“ in Wuppertal-Oberbarmen.

August 2024
Beginn der Baustelleneinrichtung in der Agnes-Miegel-Straße